Specials

Skischule Flims Laax: Mit Organisation und Herzblut durch die Saison

Hinunter kommt man immer irgendwie. Aber wenn unser Auftritt auf zwei Brettern gut ausgehen, auch so aussehen und noch dazu Spass bereiten soll, dann macht sich ein Unterricht in einer Skischule zweifellos bezahlt. 

Ihre besondere Stellung im Wintersport haben Skischulen vor allem den Skilehrern zu verdanken. Braungebrannt, unverschämt cool, umschwärmt – einst waren die Naturburschen die Stars der Piste. Skilehrer waren nicht einfach nur Vermittler der Skitechnik, sondern zugleich Betreuer, Alleinunterhalter, Fremdenführer und Frauenversteher. Sie standen ihren Gästen unter Umständen rund um die Uhr zur Verfügung. Der eine oder andere reiste mit ihnen zum Helikopterskifahren nach Nordamerika. Und manch einer stattete einem Schüler im Sommer schon mal einen Besuch ab. Heute ist das Leben des Skilehrers nicht mehr ganz so locker wie früher und sein Image um einiges seriöser. Mit ein Grund dürften die gestiegenen Anforderungen an seine Fähigkeiten sowie viele Regelungen und Vorschriften sein – und ein Arbeitgeber, der sich komplett verändert hat. Aus einfachen Skischulvereinen sind professionell geführte Tourismusunternehmen geworden.

Eine beeindruckende Entwicklung

Man schrieb das Jahr 1931, als in Flims eine der ersten öffentlichen Skischulen der Schweiz gegründet wurde. Damals, vor mehr als 80 Jahren, erteilte gerade einmal eine Handvoll Skilehrer Unterricht. 1954 waren es 15 ausgebildete Skilehrer, 1962 deren 35 und 1966 waren es mit 64 Skilehrern fast doppelt so viele. Aktuell stehen rund 380 Skilehrer im Dienste der LAAXer Skischule. Und noch ein weiterer Vergleich zeigt die beeindruckende Entwicklung.

1968 erzielte die Flimser Skischule Einnahmen in Höhe von 280 000 Franken, in der letzten Saison betrug der Umsatz der Ski- und der Snowboard-Fahrschule rund 6 Millionen Franken. Dafür wurden circa 70 000 Halbtagslektionen erteilt. Heute liegt der Ski- wie auch der Snowboardunterricht in der Destination ganz in den Händen der Mountain Adventures AG, einer 100-prozentigen Tochter der Weissen Arena Gruppe. Seit 2003 leitet Hans Peter Casutt die Skischule Flims Laax Falera. Er ist für den gesamten Skibereich zuständig, für die Snowboard Fahrschule ist Ivan Capaul verantwortlich wie auch für die Freestyle Academy.

Mit Platzchefs und Computer

Wichtigstes Instrument einer modernen Skischule ist das Online-Buchungssystem. Hans Peter Casutt schätzt dessen Vorteile. “Mit unserem Buchungssystem organisieren wir den gesamten Ablauf der Saison und erfassen alle relevanten Daten des Gastes. Wir wissen, wann er kommt und welches Fahrvermögen er hat. Wir kennen sein Alter und seine Handynummer.” Selbst gesundheitliche Aspekte seien bei der Buchung ein Kriterium. “Bei Kindern, mit denen wir essen gehen, müssen wir auch über etwelche Allergien Bescheid wissen.”


Acht Teamleiter stehen Hans Peter Casutt zur Seite und helfen ihm, den Skischulalltag zu organisieren und zu planen. Einer davon ist Christian Sutter, der Verantwortliche für Verkauf und Administration. Mit seinen Mitarbeitern und seiner Erfahrung sorgt er dafür, dass die Buchungen korrekt weitergeleitet werden, damit die Skischulklassen richtig eingeteilt werden können.

Darunter fällt das Dirigieren von Skilehrer und Gäste. Wenn in der Hochsaison bis zu 1 300 Gäste auf der Anmeldungsliste stehen, ist Koordinationsfähigkeit gefragt. Dann müssen – auf Flims und Laax verteilt – rund 120 Skischulklassen zusammengestellt werden. Es gilt, bei der Klasseneinteilung nicht nur Fahrkönnen, Alter, Sprache und Nationalität der Schüler zu berücksichtigen, sondern möglichst auch deren spezielle Wünsche. Das bedeutet sieben Tage Arbeit und kein “Füsse hoch” am Wochenende. Noch am Sonntagabend wird ihre Klasseneinteilung für die kommende Woche den Skilehrern direkt aufs Handy übermittelt.

«Wir sind ein erfahrenes Team mit viel Herzblut.»

– Hans Peter Casutt, Skischulleiter in LAAX

Alle zum Rapport

Wichtigster Termin im Skischulalltag ist der Montagmorgen. Viertel vor neun. Sämtliche Skilehrer haben sich vor Unterrichtsbeginn in der Legna in Flims oder in der ehemaligen Rockslounge in Laax Murschetg zum Rapport einzufinden. Die Rede ist von einer informativen Versammlung mit gewissen militärischen Gepflogenheiten. Die Platzchefs prüfen die Vollzähligkeit der Truppe, sprich der Skilehrer, um sicherzustellen, dass auch alle da sind, um die ihnen jeweils zugeteilte Klasse zu übernehmen. Beim Rapport werden zudem spezifische Anweisungen erteilt und organisatorische Fragen besprochen. Immer geht es auch ums Mittagessen, das bei den Ganztagskursen für Kinder mit zu den Aufgaben des Skilehrers gehört.


Die Organisation dieser Mittagessen in verschiedenen Restaurants im Skigebiet oder im Tal ist eine der grössten Herausforderungen für die Platzchefs. Hans Peter Casutt weiss, wovon er spricht. “In der Hochsaison müssen allein auf dem Crap Sogn Gion rund 400 Kinder verpflegt werden. Wir organisieren die Mittagessen nicht nur, wir sprechen auch das Menü ab. So lässt es sich beispielsweise vermeiden, dass es Poulet gibt, dessen kleine Knöchelchen für Kinder gefährlich sein können.” Zu einem echten Kraftakt wird das Ganze, wenn schlechtes Wetter herrscht. Dann, wenn mehrere hundert Kinder nicht wie vorgesehen auf dem Crap mittagessen können und auf andere Restaurants verteilt werden müssen. Wieder sind die Platzchefs als Problemlöser gefragt. 

Vielleicht sind sie ja die neuen Stars der Skischule. Diese zwei Männer, die mit Tablet und ausgedruckten Listen Tag für Tag bei Wind und Wetter im Skigebiet unterwegs sind und vor Ort nach dem Rechten sehen. Die sich um die Anliegen der Gäste und Skilehrer kümmern. Mit dem nötigen Überblick, Know-how und viel Ausdauer. Glücklicherweise steht der Skischulleiter den beiden Multitalenten in nichts nach. Wenn die arbeitsintensivste Zeit der Saisonplanung hinter ihm liegt, dann greift Hans Peter Casutt den Platzchefs unter die Arme und springt bei Bedarf auch für sie ein. Der Skischulchef kann auf seine Mannschaft zählen: “Zusammen mit Christian Sutter sind wir ein bewährtes Team, das meist blind funktioniert. Mit dazu gehören natürlich die Verantwortlichen der Schneewunderländer, die schon seit vielen Jahren mit von der Partie sind.” Und, nicht zu vergessen: Eine wichtige Rolle im Skischulalltag spielen auch die sechs Betreuerinnen des Kinderhorts.

Eine internationale Gruppe

Am Ende braucht es dann aber doch vor allem Skilehrer, wenn es mit dem Skiunterricht etwas werden soll. In LAAX sorgen diesen Winter 380 Skilehrer dafür, dass es den Gästen auf der Piste gut gehen wird. Manche von ihnen stehen die ganze Saison zur Verfügung, andere nur wochenweise. In den Zeiten des grössten Ansturms an Weihnachten und im Februar werden bis zu 240 Skilehrer benötigt. Rund 75 Prozent der Skilehrer sind Schweizer, von denen wiederum 32 Prozent aus Graubünden stammen und 22 Prozent davon direkt aus der Region. Unter den ausländischen Skilehrern stellen die Deutschen den grössten Anteil, gefolgt von den Engländern. Es gibt Skilehrer, die aus Italien, Tschechien oder den Niederlanden kommen. Die weiteste Anreise hat ein Neuseeländer. Die einen sind Schneesportlehrer mit eidgenössischem Fachausweis, andere noch auf dem Weg dorthin. Jeder Neueinsteiger, darunter viele Studenten, erhalten in LAAX eine zehntägige Grundausbildung. Für die Ausbildung der Lehrer sind der neue technische Leiter Basil Weber und seine Leute zuständig. Sie stellen sicher, dass die Gäste Tag für Tag den bestmöglichen Unterricht erhalten. Denn ob Routinier oder Greenhorn – alle LAAXer Skilehrer beherrschen die verschiedensten Skitechniken und verfügen über die nötigen pädagogischen und psychologischen Grundlagen. Sie kennen das umfangreiche Regelwerk und wissen Bescheid über so unterschiedliche Themen wie Transport, Sicherheit und Allergien. Allen Errungenschaften zum Trotz – vielleicht träumen ja die älteren unter ihnen doch noch von der guten alten Skilehrerzeit.

Top