Während sich der Tag langsam dem Ende zuneigt, die aufziehende Dunkelheit die Berge unter einer Decke schlafen legt, leuchtet nicht nur das Feuer im Kamin, sondern auch die erst 19-jährige Geigerin Moë Dierstein sprüht Funken. 2023 haben wir dieses neue Flimsfestival-Konzertformat erfunden und beleben die kalte, neblige und stille Nebensaison mit unglaublichen musikalischen Talenten der jüngsten Profi-Generation. Die beiden Werke dieses Programmes stehen in enger Verbindung zueinander: Der belgische Komponist Eugène Ysaÿe wurde von einer Aufführung der Sonate für Violine Solo von Johann Sebastian Bach, gespielt vom Geiger Joseph Szigeti, zu seiner Sonate Nr. 1 inspiriert. So widmete er sie dem ungarischen Violin-virtuosen. Ysaÿes Intention war es, in seinen Werken den Ausdruck seiner Epoche zu repräsentieren, und da er selbst eine internationale Solistenkarriere als Geiger gemacht hatte, stellen seine Werke höchste Anforderungen an die Violintechnik der Ausführenden. Auch Bachs Solosonaten gelten als Meilenstein der Sololiteratur für Violine. Das ganze harmonische und polyphone Universum seiner Zeit wird in diesem Zyklus wiedergegeben. Unglaublich, wie auf einem Melodieinstrument durch diese meisterhaften Kompositionen Mehrstimmigkeit möglich wird. Die Solistin des heutigen Abends absolviert ihre Studien in Freiburg und Berlin und hat ihre Karriere auf den Bühnen der Welt noch vor sich: Vorhang auf!